© Landesverein, Foto B. Scholze

AG Industriekultur LSH

Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V. (LSH)
Wilsdruffer Str. 11/13 (Eingang 11)
01067 Dresden
T: 0351.4956153
F: 0351.4951559
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Öffnungszeiten

Montags und Dienstags 9.00 bis 17.00 Uhr
Mittwochs 9.00 bis 18.00 Uhr
Donnerstags und Freitags 9.00 bis 17.00 Uhr

Die Arbeitsgruppe Industriekultur ist in den Fachbereich Heimatgeschichte und Denkmalpflege des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e. V. eingeordnet. Sie wurde im Jahr 2012 gegründet, weil sich immer deutlicher zeigte, dass neben der langjährigen Beschäftigung mit Industriebaudenkmalen auch vielfältige Fragestellungen zur Technik-, Kultur- und Sozialgeschichte die Geschichtsforscher interessierten. Diese mehrseitigen Wechselbeziehungen betreffen jeden Menschen in seiner Alltagsbewältigung, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Oft werden diese Erkenntnisse erst im Zusammenhang mit Verlusterfahrungen deutlich. Sie besitzen, insbesondere in Zeiten tiefgreifenden strukturellen Wandels, den Charakter einer leistungsfähigen Ressource zur Bewältigung neuartiger Fragestellungen. Daraus folgt die Zielstellung der AG Industriekultur vorzugsweise an Einzelbeispielen aufzuzeigen, wie Erkenntnisse aus industriekulturell Vergangenem für die Zukunft gewonnen werden können.

Die AG Industriekultur möchte Mitglieder des Landesvereins, Einzelpersonen sowie Interessensgemeinschaften vereinen, die sowohl Technikgeschichte als auch Industriekultur erfassen, untersuchen oder ergründen und zugehörige Zeugnisse bewahren wollen. Die ehrenamtliche Tätigkeit dieser Geschichtsforscher soll mit Hilfe der AG Industriekultur gefördert werden. Bedeutsame Grundlage dabei bilden die Handlungsempfehlungen des wissenschaftlichen Beirates für Industriekultur in Sachsen. Die AG Industriekultur unterstützt den Austausch und die Vernetzung von Personen, Initiativgruppen und Vereinen auf dem Gebiet der Industriegeschichte und Industriekultur unter Nutzung bestehender Kontakte zu Institutionen, Bildungseinrichtungen, Museen, Archiven und Firmen. Die AG Industriekultur kann Raum geben für eingebrachte Einzelthemen, prüft Möglichkeiten einer fachlichen Unterstützung und bietet die Gelegenheit zur Publikation bedeutsamer Projekte in den Medien des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V.

In den rund sechs Jahren des Bestehens der AG Industriekultur unternahmen die Mitglieder themenbezogene Exkursionen und organisierten für ein breites Publikum eine Busexkursion zum Kalkgewerbe mit der Besichtigung von Kalkbrüchen und Kalköfen zwischen Dresden und Pirna. Hauptsächlich beschäftigten wir uns jedoch mit unterschiedlichen Projekten der Industriekultur. Unser erstes Projekt, ein Großraumventilator aus Nossen, der große Luftmengen bei geringem Druckunterschied austauschte und in der Textil- oder Lederproduktion vorwiegend zur Trocknung, Entstaubung und Entdampfung der Materialien diente, konnte vor der Verschrottung bewahrt werden. Ein weiteres Projekt war die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Turmholländer-Windmühle in Dresden-Mickten. Eine an die AG herangetragene Projektidee zur Erarbeitung einer Nutzungskonzeption für ein technisches Denkmal sollte unterstützt werden. Neben der Instandsetzung der Mühle war es das Ziel, eine Begegnungsstätte bzw. einen Museums- und Veranstaltungsraum für Ausstellungen zu schaffen, der gleichzeitig Platz als Archiv für lokale Geschichtsvereine bieten sollte. Mittlerweile ist die historische Mühle verkauft und die Ideen seitens der Akteure konnten nicht realisiert werden. Über den bevorstehenden Abriss des Wasserturms im Gleisdreieck Röderau informierte uns ein ehrenamtlicher Denkmalschützer, der schon einen langen Weg im Kampf gegen den Rückbau des Denkmals hinter sich hatte. Unsere Bemühungen zum Erhalt des Wasserturmes führten zu einer wiederholten Bestätigung der Denkmalwürdigkeit sowie Denkmalwertigkeit durch die zuständigen Behörden verbunden mit der Auflage einer bauhistorischen Dokumentation. Der Abriss des Wasserturms ist mittlerweile leider erfolgt. Die AG Industriekultur befasst sich auch mit der industriekulturellen Entwicklung ganzer Ortsbereiche. Zum Beispiel lassen sich in Dresden-Cossebaude vielfältige Erkenntnisse über Einflüssen auf die Lebensdauer industrieller Unternehmen gewinnen. Unter anderem sind Globalisierungseffekte (auch Marketing) aus Vergangenheit und Gegenwart an einzelnen Unternehmen erkennbar, etwa an der Entwicklung der Firma G. Meurer von 1873 über VEB Wärmegerätewerk Dresden bis zur heutigen ascobloc Gastro-Gerätebau GmbH Dresden. Darüber hinaus beschäftigt sich die AG Industriekultur ebenfalls mit kleineren Projekten wie dem unter Denkmalschutz stehenden Milchkeller von Dresden-Langebrück, einem früheren Vorort. Vom Milchkeller sind noch alle baulichen Teile erhalten, allerdings in einem zum Teil desolaten Zustand. Als letztes Projekt sei eine in Großröhrsdorf im Landkreis Bautzen gelegene Band- und Gurtweberei genannt. Die im Jahr 1727 gegründete Firma ist die erste mechanische Band- und Gurtweberei Sachsens. Im Gebäudekomplex befindet sich unter anderem ein unter Denkmalschutz stehender Websaal. Für den Gesamtkomplex gilt es eine Nutzungsmöglichkeit zu finden.

Die AG Industriekultur will verschiedene Aspekte der Industriekultur an interessanten Orten aufzeigen. Besonders Zeitzeugen oder Heimatforscher sollen zur Mitarbeit ermuntert oder zur Einbringung ihres Wissens aufgefordert werden. Alle Informationen zur Industriekultur sind von Interesse: Lebenserinnerungen, technische Denkmale, verschwundene Villen und Fabriken, historische Maschinen, Anlagen und Ausrüstungen, Grabstätten von Fabrikbesitzern und Arbeitern, Firmenchroniken oder gedrucktes Material. Durch Publikationen, Exkursionen, Diskussionsveranstaltungen oder Vorträge sowie durch die Dokumentation von Bild- und Tonaufnahmen soll Industriekultur einer breiten Öffentlichkeit nahe gebracht werden. Als Arbeitsgruppe des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V. bestehen weitgefächerte Austausch- und Betätigungsmöglichkeiten. Herzlich Willkommen in der AG Industriekultur!