"Boomtown" – eine immersive Videoshow im Leipziger Westen

Leipzig

Wenn vergangene Zeiten lebendig werden

Immersive Videoshow im Kunstkraftwerk zeigt industriellen Wandel im Leipziger Westen

Tickende Uhren und ratternde Spinnmaschinen, so beginnt die neue 20-minütige immersive Videoshow „Boomtown“ des Kunstkraftwerks Leipzig. Auf beeindruckende Art und Weise wird in dem ehemaligen Heizkraftwerk mit authentischem Bild- und Filmmaterial die industrielle Geschichte des Leipziger Westens zwischen 1840 und 1989 zum Leben erweckt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Stadtteile Lindenau, Plagwitz und Schleußig, die sich von kleinen Dörfern vor der alten Stadtmauer zu städtischen Industriestandorten entwickelten. Heute ist hier vor allem eine ausgeprägte Kreativ- und Freizeitwirtschaft angesiedelt, damals waren die Fabrikbauten erfüllt von Hitze, Lärm und Ruß. Diese Transformation erleben die Besucher durch die Augen von vier fiktiven Personen.

Eine Anwohnerin und ein Unternehmer erinnern sich an die einsetzende Urbanisierung und Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie erzählen von der Umgestaltung ihres Wohnorts und dem geschäftlichen Treiben. Ein Arbeiter gewährt Einblicke in den von Klassenkampf und politischen Wirren geprägten Alltag vor dem Zweiten Weltkrieg. Und schließlich gibt eine Kranführerin des VEB Kirow Leipzig Einblicke in den emanzipatorischen Wandel in der DDR und die neue Rolle der Frau zur damaligen Zeit. Die Erinnerungsschnipsel dieser fiktiven Personen wirken oft schwermütig und bedrückend, aber auch voller Hoffnung und Lebensmut. Zusammen mit den einzigartigen Bild- und Videoaufnahmen spiegeln sie den (Arbeits-)Alltag jener Zeit wider und lassen den Besucher eintauchen in die Welt der Leipziger Industriegeschichte.

Eine innovative Klang- und Videoinstallation

Eintauchen, sich in eine Sache vertiefen, genau das beutetet „immersiv“, abgeleitet vom englischen Immersion – eine Immersion voll mit Orten, Plätzen und Gebäuden aus der heutigen Zeit, eingebettet in ihrer industriellen Ursprünglichkeit. So schaffen die italienische Künstlerin Ginevra Napoleoni und der italienische Komponist Lorenzo Pagliei eine Zeitreise durch die Stadtgeschichte des Leipziger Westens. „Wir wollten eine Show kreieren, die die Menschen in den Mittelpunkt stellt und ihre Geschichten erzählt“, erklärt Napoleoni.

Für ihre Recherchen standen den Künstlern dafür eine Vielzahl historischer Abbildungen, Karten und Pläne zur Verfügung. Ausschnitte aus Original-Katalogen und Werbeanzeigen verdeutlichten die revolutionäre Entwicklung um 1900. Und historische Postkarten holen bekannte Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele wie den Felsenkeller, den Palmengarten oder Charlottenhof aus ihren Gründungsjahren ins Hier und Jetzt. Der Komponist Lorenzo Pagliei arbeitete in die musikalische Untermalung authentische Geräusche ein, wie zum Beispiel das Glockengeläut der Philippuskirche in Lindenau.

Ein besonderes Highlight ist das Begleitprogramm. Auf vier verschiedenen Themenrouten haben Besucher nach der Videoshow die Möglichkeit noch tiefer in die Lebenswelten der fiktiven Figuren einzutauchen und auf den Spuren der Vergangenheit zu wandeln.

„Boomtown“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig und wird gefördert von der Stadt Leipzig.

Immersive Videoshow „Boomtown“
Kunstkraftwerk Leipzig, Saalfelder Straße 8b, 04179 Leipzig
Öffnungszeiten: Do – So/Feiertage 10.00 – 18.00 Uhr; „Boomtown“ wird immer 10.00 Uhr und 17.50 Uhr gezeigt
Mehr Informationen und Tickets für die Show unter: www.kunstkraftwerk-leipzig.com

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