Die sechs im Text vorgestellten Exponate der 4. Sächsischen Landesausstellung, Fotos: KdFSSechs Exponate der 4. Sächsischen Landesausstellung, Fotos: KdFS

Zwickau

Wenn der Schokostorch „Mama“ sagt

Rückblick: Die kuriosesten Exponate der Sächsischen Landesausstellung

Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die 4. Sächsische Landessaustellung „Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen“ nicht wie geplant bis 31. Dezember 2020 öffnen. Für alle jene, die die Schau nicht sehen konnten, stellen wir hier einige der spannendsten und kuriosesten Exponate der Zentralausstellung im Zwickauer Audi-Bau vor. Wer noch mehr über die Industrialisierung in Sachsen erfahren will, dem sei der sehr gelungene Ausstellungskatalog empfohlen.

Das waren unsere Lieblingsexponate der „Boom“:

1. Die Doktorarbeit auf dem Toilettenpapier
Der Ingenieur Walther Pauer (1887–1971) forschte an der TH Dresden zu Gegendruck- und Entnahmedampfmaschinen. Als er sich während des Ersten Weltkrieges in Kriegsgefangenschaft befand, wurden seine Unterlagen beschlagnahmt. Da es ihm an Papier fehlte, schrieb er seine Erkenntnisse kurzerhand auf eine Rolle Toilettenpapier. Nach dem Krieg entstand daraus seine Doktorarbeit. Später wurde er Professor an der TH Dresden.

2. Der Schokostorch
Der Kölner Schokoladenhersteller Stollwerk stellte 1887 den ersten Verkaufsautomaten in Deutschland auf. Dem Beispiel folgten bald schon sächsische Unternehmen. Und die gingen mit viel Phantasie ans Werk, wie der Schokostorch der Firma MIM – Automaten GmbH Niedersedlitz aus dem Jahr 1910 zeigt: Wirft man eine Münze ein, ertönt das Wort „Mama“ und ein verpacktes Schokoladenpüppchen fällt heraus.

3. Der „Arschwärmer“
Aus einem Spielzeugmotor entwickelte die Zschopauer Firma DKW „das kleine Wunder“ oder prosaischer: den „Arschwärmer“, wie der Hilfsmotor für Fahrräder im Volksmund genannt wurde. Das Fortbewegungsmittel – ein Vorläufer des heutigen E-Bikes – war besonders bei Arbeiterinnen und Arbeitern beliebt. Bis 1922 wurden 20.000 Stück verkauft.

4. Die Stechuhr
Seit Ende des 19. Jahrhunderts versuchten Fabrikanten ihre Mitarbeiter zur Pünktlichkeit zu erziehen und nutzten dafür eine Stechuhr. Dabei ging es um Kontrolle und um Geld, denn Zeit war Geld. Verstöße wurden mit harten Strafen sanktioniert.

5. Der Brennspiegel
Der Naturforscher Ehrenfried Walther von Tschirnhaus entwickelte um 1680 einen Brennspiegel aus Kupfer. Dieser bündelte die Sonnenstrahlung und entwickelte so Temperaturen bis zu 1500 Grad Celsius. Tschirnhaus führte damit Schmelzversuche mit verschiedenen Materialien durch und erzielte u.a. Erkenntnisse für die Porzellanherstellung.

6. Die Mini-Dampfmaschine
Die aus Sachsen stammende Dampfmaschine in einer Nussschale ist auf das Jahr 1893 datiert. Sie soll angeblich auf der Weltausstellung 1897 in Chicago präsentiert worden sein, wobei es dafür keine Beweise gibt.


Der Katalog zur abgelaufenen Ausstellung:
„Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen“
Sandstein Verlag Dresden
Herausgeber: Thomas Spring; Deutsches Hygiene-Museum Dresden
384 Seiten, 266 meist farbige Abb.
27 x 20 cm, Klappenbroschur
ISBN 978-3-95498-544-9
29,00 Euro

 

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