Der „Zug für Mitteldeutschland“, ein Triebwagenzug der Baureihe VT 18.16; Foto: SVT Görlitz gGmbHDer „Zug für Mitteldeutschland“, ein Triebwagenzug der Baureihe VT 18.16; Foto: SVT Görlitz gGmbH

Viel Einsatz und Hingabe für eine Eisenbahn-Legende

SVT Görlitz will Transit-Zug der DDR wieder fit machen und startet in die neue Saison.

Im Mai 1965 offiziell in Betrieb genommen, wurde er bald zum Aushängeschild der Deutschen Reichsbahn: der hochwertige Triebwagenzug der Baureihe VT 18.16, eine Eigenentwicklung des DDR-Schienenfahrzeugbaus. Unterwegs war er im Transitverkehr, insbesondere auf den Routen von Skandinavien nach Osteuropa und Österreich. Acht dieser Triebzüge wurden bis 1968 im VEB Waggonbau Görlitz hergestellt. Es handelte sich um ein Prestige-Projekt der DDR. Keines der noch erhaltenen Modelle ist heute aber noch betriebsfähig. Rund 50 Eisenbahn-Enthusiasten aus Mitteldeutschland und darüber hinaus wollen genau das ändern.

Unter dem Motto „Ein Zug für Mitteldeutschland“ haben sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter der gemeinnützigen SVT Görlitz gGmbH ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Einen dieser historischen Züge wollen sie wieder so aufarbeiten, dass er im Sonder- und Charterzugbetrieb fahren kann. Unterstützt werden sie dabei vom DB Museum in Nürnberg, das noch zwei VT 18.16 in seinem Besitz hat. Einer der beiden Züge wurde 2019 per Vertrag an die SVT Görlitz gGmbH verliehen, bleibt aber Eigentum des Museums. Am 23. März 2019 war dann der große Tag: Die sechsteilige Einheit wurde vom bisherigen Standort in Lichtenfels nach Dresden überführt, wo sie nun in einer Halle witterungsgeschützt untergestellt ist.

Die ersten Arbeiten sind bereits im Gange, wie Mario Lieb, ehrenamtlicher Geschäftsführer der SVT Görlitz gGmbH, erzählt: „Aktuell sind wir mit der Aufarbeitung der Bremsanlage und der Zugelektrik beschäftigt. Hier ist es unseren Technikern bereits gelungen, die Innenbeleuchtung in Betrieb zu nehmen. Darüber hinaus arbeiten wir an einen Aufarbeitungskonzept als Voraussetzung für eine qualifizierte Kostenanalyse.“ Und damit ist man auch schon bei der Finanzierung, der wohl größten Herausforderung des gesamten Projektes.

Beim Thema Geld ist Ideenreichtum gefragt
Die Finanzierung soll gemeinschaftlich aus Bundes- und Landesmitteln, Mitteln der EU und möglicherweise auch aus der Denkmalpflege erfolgen. Um die aktuellen laufenden Kosten zu bestreiten, insbesondere für die Hallenmiete, ist es gelungen, 555 Spender über eine Crowdfunding-Aktion zu gewinnen, was Mario Lieb und sein Team zuversichtlich ins Jahr 2020 schauen lässt. Und es gibt noch weitere Ideen, um Geld für das Projekt einzutreiben: „Gemeinsam mit dem Frottier- und Damastmuseum in Großschönau bereiten wir eine zweite Aktion vor: Eine gewebte Serviette soll es werden. Hieran sind auch weitere Partner der Industriekultur Sachsen beteiligt“, verrät Mario Lieb.

Wann der „Zug für Mitteldeutschland“ in der Region unterwegs sein wird, ist derzeit noch nicht absehbar und hängt vor allem von der Höhe der Spenden und Fördermittel ab. Und auch für den langfristigen Betrieb des Zuges muss noch ein tragfähiges wirtschaftliches Konzept gefunden werden. Das große Ziel heißt aber: Irgendwann soll der Zug in Europa auch grenzübergreifend auf den historischen Linien fahren – als Botschafter für Mitteldeutschland. 

Mehr Informationen: www.svt-goerlitz.de

 

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