Karl Clauss Dietel, Skizze Simson S 50, 1969

Chemnitz

simson, diamant, erika - Formgestaltung von Karl Clauss Dietel

INDUSTRIEKULTUR – HIER UND JETZT // In dieser Reihe stellen wir regelmäßig die aktuell von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen geförderten Projekte der Sparte Industriekultur vor:

Simson, Diamant, Erika, Trabant, Wartburg, Robur und Heliradio ... auch 3O Jahre nach der Wende sind diese Produktnamen fest in der deutschen Designgeschichte und im kollektiven Gedächtnis verankert. Untrennbar sind sie mit dem Lebenswerk des Chemnitzer Formgestalters Karl Clauss Dietel verbunden. Als erster und einziger Gestalter aus der ehemaligen DDR erhielt Dietel 2014 den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland für hervorragende Gestaltung.

Die Ausstellung in den Kunstsammlungen am Theaterplatz zeigt eine repräsentative Auswahl von Objekten, Entwürfen, Modellen und Fotografien aus der 2019 mit Unterstützung der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen und der Stadt Chemnitz erworbenen Sammlung des Formgestalters. Neben den Ikonen simson, erika, diamant sind unikale Modelle für revolutionäre Prototypen der Marken Trabant und Wartburg, legendäre Klassiker von Heliradio und längst vergessene Produktgestaltungen zu sehen. Die Schau richtet den Fokus über das Einzelwerk hinaus auf städtebauliche und (innen)architektonische Projekte auch außerhalb von »KarI-Chemnitz-Stadt«, wie Dietel seine WahIheimat doppeldeutig bezeichnet. Der Mensch, das menschliche Maß und die Nutzung waren für Dietel stets Kern und Ausgangspunkt seiner Gestaltung. So sollte ein Produkt möglichst langlebig, leicht, lütt, lebensfreundlich und leise sein. Als wahrer Allround-Gestalter und Ausnahmekünstler entwarf Dietel nicht nur Maschinen, Anlagen, Fahrzeuge, Schreibmaschinen und Radios im großen Stil, sondern vielzählige Zubehörteile und technische Kleingeräte, aber auch Logos und Produktgrafiken, freie Bildkunstwerke sowie architekturbezogene Arbeiten.

Der Wichtigkeit eines geschlossen überlieferten Œuvres bewusst, hat Karl Clauss Dietel sein Lebenswerk über all die Jahrzehnte hinweg archiviert und 2019 geschlossen in die Obhut der Kunstsammlungen Chemnitz übergeben. Mit dem Erwerb der Sammlung öffnen sich die Kunstsammlungen nunmehr verstärkt auch der künstlerischen Seite der ost- und westdeutschen Produkt- und Industriegestaltung. Sie wahren das Vermächtnis von Karl Clauss Dietel als einen bedeutenden Schatz der deutschen Designgeschichte und als herausragendes Konvolut von überregionaler Bedeutung. Forschungen und Ausstellungen tragen dazu bei, dass die über Generationen hinweg andauernde Präsenz von Dietels Formensprache weiterhin präsent bleibt und nicht vergessen wird.

Parallel zur Ausstellung erscheint die Publikation karl clauss dietel die offene Form von Walter Scheiffele und Steffen Schuhmann (Spector Books, 398 Seiten, Hardcover, 42 Euro). Zur Finissage findet veranstalten die Kunstsammlungen Chemnitz die internationale Tagung zu MATRIX MODERNE I OSTMODERNE am 1.—2. Oktober 2021 als wissenschaftliches Symposium und Netzwerktreffen.

Die Ausstellung ist vom 27. Juni 2021 – 3. Oktober 2021 in den Kunstsammlungen am Theaterplatz in Chemnitz zu sehen.


Weitere Informationen gibt es hier.

 

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