Sammelbüchse der Knappschaften, Foto: Tina Berthold | Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg

Knappschaften – die Beitragszahler des Mittelalters

Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg (Sachsen) widmet der Geschichte der Rente eine Sonderschau

Technische Erfindungen, allen voran die Dampfmaschine, beförderten im späten 18. und im 19. Jahrhundert eine sich stetig verändernde Welt. Fabriken schossen wie Pilze aus dem Boden, neue Arbeitsplätze entstanden, aber auch die sozialen Probleme wurden immer größer. Bergleute waren es seit jeher gewohnt, sich um ihre soziale Absicherung selbst zu sorgen. So hatten sie sich bereits im 14. Jahrhundert zu Bruderschaften zusammengeschlossen („dy knabschafft“). Diese kümmerten sich nicht nur um bessere Arbeitsbedingungen, sondern auch um die soziale Absicherung ihrer Mitglieder. Einen Einblick in die 500-jährige Geschichte der Sozialversorgung gibt jetzt die neue Sonderausstellung „Vom Gnadengroschen zur Rentenformel“ im Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg.


Der Bergbau als Wiege des Sozialsystems       
Im Fokus steht dabei unter anderem eine seltene Sammelbüchse – ein Zeugnis des ersten Sicherungssystems der Freiberger Hüttenknappschaft von 1546. In ihr wurden die von den Knappschaftsmitgliedern wöchentlich eingezahlten „Büchsenpfennige“ gesammelt, um sie später als sogenannten „Gnadengroschen“ an arme, alte und kranke Bergleute sowie Hinterbliebene wieder auszuzahlen. Somit schuf die Knappschaft als älteste Sozialversicherung der Welt die Grundlage für unser heutiges Sozialsystem. 

Darüber hinaus nimmt die Sonderausstellung ihre Besucher mit auf eine Reise durch die Zeit – von spätantiken Münzen über mittelalterliche Urkunden und Zeugnisse der Industriegeschichte bis zum Sozialsystem der Gegenwart. „Die Objekte der Sammlung des Stadt- und Bergbaumuseums Freiberg, aber auch Leihgaben etwa aus dem Deutschen Bergbaumuseum Bochum, aus Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Kustodie der TU Bergakademie Freiberg, den Städtischen Museen Dresden und von privaten Leihgebern ermöglichen einen spannenden Einblick in die Geschichte von Bergbau und Sozialwesen“, erklärt Tobias Müller, Kurator der Sonderausstellung. „Rentenrallye, Hörstation, Workshops sowie erläuternde Objekt- und Charakterkarten regen dabei zum Staunen und Nachdenken an, laden zum Mitmachen ein und ermöglichen einen ganz neuen Blick auf Geschichte und System unserer Rente.“ 

 

Sonderausstellung „Vom Gnadengroschen zur Rentenformel“ 
vom 3. Juli 2020 bis 28. Juli 2021  
Stadt- und Bergbaumuseum, Am Dom 1, 09599 Freiberg
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag, 10 – 17 Uhr (an Vortragstagen bis 19 Uhr)
Mehr Informationen unter: www.museum-freiberg.de

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