Foto: Heimrich & Hannot GmbH

Leipzig

Als Werbung noch Reklame hieß

Das Museum für Druckkunst in Leipzig zeigt die Anfänge der Werbung zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Beim Stichwort Bauhaus denken die meisten zunächst an Architektur oder Möbel-Klassiker. Doch auch die deutsche Gebrauchsgrafik – von Plakaten über Werbeanzeigen bis hin zu Produktkatalogen – wurde von der Bauhaus-Bewegung beeinflusst. Das Museum für Druckkunst in Leipzig nimmt das Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“ zum Anlass, um sich in der aktuellen Ausstellung „Druckkunst 1919. Das Bauhaus und seine Vorläufer im grafischen Gewerbe“ diesem Thema zu widmen. Denn Leipzig war zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur ein wichtiges Zentrum der Druckindustrie in Deutschland, die Stadt war neben Berlin auch auf dem Gebiet der Werbung richtungsweisend.

 

Werbebotschaften künstlerisch verpackt

Um ein umfassendes Bild zu zeichnen, setzt die Ausstellung schon vor der Gründung des Staatlichen Bauhauses 1919 in Weimar an. Gezeigt werden Exponate aus der Zeit ab 1900 bis in die 1930er Jahre, die hauptsächlich aus Leipziger Sammlungen stammen. „Die Moderne begann schon vor dem Bauhaus und es gab auch schon vor 1919 innovative Druckereien und Gestalter“, erklärt Almut Hertel, Kuratorin der Ausstellung. Damals beschränkte sich Werbung im öffentlichen Raum hauptsächlich auf Plakate an Hauswänden und an Litfaßsäulen, die Unternehmen direkt bei Druckereien in Auftrag geben konnten. Ab 1900 kam in Deutschland das Sachplakat auf, das sich durch eine große Klarheit auszeichnete und lediglich den Produkt- bzw. Firmennamen und eine Abbildung zeigte. Als dann auch Künstler in die Gestaltung der Plakate eingebunden wurden, veränderte sich die Ästhetik.

 

Ein Pionier auf diesem Gebiet war Johannes Weidenmüller, der 1908 in der Leipziger Südvorstadt eine Werbewerkstatt gründete. „Weidenmüllers Werkstatt gilt heute als erste Werbeagentur Deutschlands“, unterstreicht Almut Hertel. „Zunächst lag der Fokus auf Wort- und Textarbeit, später kam auch die Werbegestaltung hinzu. Weidenmüller war so erfolgreich, dass er zeitweise über 30 Mitarbeiter beschäftigte.“ Neben der Praxis interessierten ihn auch die theoretischen Grundlagen der Werbung. Nach seinem Tod 1936 geriet er jedoch weitgehend in Vergessenheit.          

 

Vom Logo zum Corporate Design

Die kleine Schwester des Werbeplakats war die Reklamemarke. Ebenfalls künstlerisch gestaltet, wurde sie auf Drucksachen und Briefe geklebt und brachte so die Werbebotschaft direkt zum Adressaten. Die Ausstellung präsentiert eine Vielzahl von Marken aus der Sammlung des Museums für Druckkunst. Und wie bei den ausgestellten Plakaten fällt auch hier auf, wie vielseitig die ästhetische Gestaltung ist. Sicher gab es auch damals schon Trends, auffällig ist aber, wie viele verschiedene Stilrichtungen nebeneinander existierten.

 

Weitere Themenbereiche, denen sich die Ausstellung widmet, sind die Typografie –besonders wichtig, wenn es um die Gestaltung von Geschäftsbriefen ging – und die Anfänge des Firmenlogos. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts kam bei zahlreichen Industriellen ein Verständnis dafür auf, wie wichtig eine Marke für die Kundenbindung ist. Beispiele für frühe Marken sind Bahlsen (1889) oder Persil (1907). Um für Wiedererkennung zu sorgen, wurden bald auch Firmenlogos eingesetzt. Einer, der sich in besonderem Maße mit der Gestaltung von Logos befasste, war der Berliner Grafiker Wilhelm Deffke, dem ein Ausstellungsbereich gewidmet ist. Aus seiner Feder stammten unter anderem das Logo und das Corporate Design der Zigarettenfabrik Reemtsma. Wie Almut Hertel betont, gehörte Deffke zu den Vorreitern eines modernen, durchgehenden Unternehmensauftritts, wie wir ihn heute kennen.

 

Museum für Druckkunst Leipzig

Ausstellung „Druckkunst 1919. Das Bauhaus und seine Vorläufer im grafischen Gewerbe“

bis 27. Oktober 2019

Mehr Informationen unter: www.druckkunst-museum.de

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