© Kunstkraftwerk, Foto: Angelina Perke

Kraftwerk II der Großen Leipziger Straßenbahn (GLSt)

Saalfelder Straße 8
04179 Leipzig

In den ersten Monaten des Jahres 1900 wurde auf dem Gelände des damaligen Straßenbahnhofes (heute Bushof Lindenau) das GLSt-Kraftwerk II errichtet. Es versorgte die Strecken der Großen Leipziger Straßenbahn im Leipziger Westen mit Elektrizität. Das Kraftwerk verfügte über fünf Dampfmaschinen, die jeweils mit einem 220 kW-Gleichstromgenerator gekoppelt waren sowie eine Pufferbatterie mit 1100 Ah. Die Dampferzeugung erfolgte ausschließlich mit Braunkohle, die über ein eigenes Eisenbahn-Anschlussgleis vom Plagwitzer Bahnhof angeliefert wurde. In der Gegenrichtung erfolgte der Abtransport der Kraftwerksasche.

Das Kraftwerk gab als letztes noch verbliebenes Straßenbahn-Kraftwerk bis Herbst 1944 volle Leistung ab. Es wurde später durch eine Gleichrichteranlage ersetzt. Die alten Maschinensätze waren 1950 noch vorhanden und wurden dann verschrottet. 1964 wurde das Kraftwerk vom VEB Energiekombinat Leipzig zum Heizwerk umgebaut. In diesem Zusammenhang wurden fünf alte Kessel ausgebaut und durch drei Dampferzeuger vom Typ KWK2 (je 6,5 Tonnen Rohbraunkohle pro Stunde, mit mechanischem Schwingschubrost) ersetzt. Die Grundrisse wurden verändert und neue Treppen eingebaut. Bis 1992 brannte im Kesselhaus des Heizwerks in drei riesigen Kohleöfen das Feuer, gefüttert von Kohlebunkern, angefacht von Druckluft, überwacht von Kesselwärtern, Schichtführern, Aschemännern. Mit der erzeugten Thermik wurde Wasser erhitzt und über Rohrleitungen zu den Abnehmern geliefert.

Am 20. Juli 1992 hörte sich diese Welt auf zu drehen. Nach der Stilllegung des Werkes stand das Gebäude zwanzig Jahre leer. 2012 wurde es durch die Investoren Ulrich Maldinger und Prof. Dr. Markus Löffler erworben. Nach der fotografischen Dokumentation des vorgefundenen Zustandes begann 2013 die Gebäudesicherung und der Abbau unbrauchbarer technischer Anlagen. 2014 erhielt das Gebäude ein neues Dach, die Nebengebäude und Außenanlagen wurden saniert.

Seit 2015 liegt der Schwerpunkt der neuen Nutzung auf der Präsentation von immersiver und digitaler Kunst. Daneben finden auf den über 2000 Quadratmetern Firmenevents, Privatfeiern, Kongresse, Lesungen und Konzerte statt. Seit 2016 hat sich unter dem Namen "Kunstkraftwerk Leipzig" die experimentelle kulturelle Begegnungsstätte entwickelt.